Was sind deiner Meinung nach die grössten Risiken für Schweizer Unternehmen im Bereich der Cybersecurity?
Neben den bereits bekannten Bedrohungen wie DDoS-Angriffen rücken auch immer bessere und schwerer aufzudeckende Phishingattacken und Betrugsvorfälle wie CEO-Fraud in den Vordergrund. Besonders stark im Kommen ist aktuell die Verbreitung von Ransomware. Im letzten Jahr war eine regelrechte Welle von Angriffen auf Schweizer Firmen zu verzeichnen. Und da sind wir auch schon bei einem der wichtigsten Themen: die grösste Schwachstelle, der aus meiner Sicht noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, ist der «Faktor Mensch». Die technische Absicherung eines Unternehmens kann noch so gut sein, ist jedoch geschwächt oder gar nutzlos, wenn mithilfe von Social Engineering Menschen wissentlich oder unwissentlich dazu verleitet werden, sicherheitsrelevante Informationen an Aussenstehende preiszugeben. Auf dieses Einfallstor für Cyberangriffe müssen wir auch in Schweizer Unternehmen unser Augenmerk legen.
Aktuell, seit Corona haben sich die Risiken auch noch einmal verändert im Vergleich zur Situation vorher. Wer im Homeoffice arbeitet, muss einen sicheren Arbeitsplatz zur Verfügung haben. Die Nutzung von Heimnetzwerken und evtl. auch privaten Geräten wie Druckern oder Smartphones sollte den Anforderungen des eigenen Unternehmens genügen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen daher klare Vorgaben und Richtlinien, aber auch praktische Unterstützung bei der Arbeit von zu Hause aus.
Welche Massnahmen sollten Unternehmen treffen, um diese Risiken zu minimieren?
Wir haben bei IWC bereits lange vor Corona begonnen, unsere Kolleginnen und Kollegen mit digitalen Werkzeugen auszustatten und zu schulen. Insbesondere ältere Kolleginnen und Kollegen sind eventuell unsicher im Umgang mit neuer Technik und sollen die IT der IWC Schaffhausen als verlässlichen Partner wahrnehmen: Wir lassen unsere Kollegen hier nicht alleine und sind auch nicht vor allem ausschliesslich Regelgeber, die im Falle eines Verstosses bestrafen. Im Gegenteil, wir unterstützen aktiv, geben Rat und leisten konstruktive Hilfe bei der Vereinfachung (= Digitalisierung) der Arbeitsabläufe. Ich rate Unternehmen dringend an, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Partner im Kampf für Cybersicherheit zu sehen.
Die Technik alleine zu betrachten, reicht im Jahr 2021 definitiv nicht mehr aus. Es muss einen harmonischen Dreiklang geben von Technik, Mensch und Organisation. Was meine ich damit? Cybersicherheit, nichts, was statisch und einmalig hergestellt werden kann. Sie ist ein längerer Prozess und muss stets aufs Neue erkämpft und auf den Prüfstand gestellt werden. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Unternehmen ein vom obersten Management Beauftragten für das Thema Cybersicherheit ernennt. Diese Funktion darf allerdings kein Feigenblatt sein. Alle Unternehmensbereiche müssen in den Schutz der eigenen «Kronjuwelen» eingebunden werden. Ein Team von Beteiligten muss unternehmensweit die spezifischen Bedrohungen kennen und die eigenen Kolleginnen und Kollegen unterstützen, sich dagegen zu wappnen. Welche konkreten Massnahmen ergriffen werden, muss von der Unternehmensstrategie abgeleitet und in der Unternehmenskultur verankert werden.